Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine besondere Art, die Welt wahrzunehmen und zu verarbeiten. Etwa 20 % der Menschen gelten als hochsensibel – das bedeutet, dass ihr Nervensystem Reize intensiver aufnimmt und langsamer verarbeitet. Diese Kinder sind häufig feinfühlig, detailgenau, schnell überfordert und gleichzeitig sehr empathisch. Es geht darum, diese Eigenschaften zu verstehen, anzunehmen und im Alltag unterstützend zu begleiten.
Merkmale hochsensibler Kinder
Hochsensible Kinder zeigen oft bestimmte typische Verhaltensweisen, die sich in verschiedenen Lebensbereichen äußern:
Körperliche Sensibilität: Überempfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen wie Licht, Geräuschen, Gerüchen, Geschmack oder Berührungen.
Emotionale Sensibilität: Übernahme von Gefühlen anderer, tiefes Mitgefühl, großes Harmoniebedürfnis.
Soziale Wahrnehmung: Sensibilität für Stimmungen, Streit oder Ungerechtigkeit, Rückzug bei Überforderung.
Intuitive und kreative Begabungen: Starke Vorstellungskraft, frühe philosophische Gedanken, hohe musische oder mathematische Begabung.
Hochsensible Kinder wirken manchmal überempfindlich oder wählerisch, was zu Missverständnissen führen kann. Sie neigen dazu, sich ständig anzupassen und verlieren dadurch leicht den Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen. Viele erleben ihre Umwelt als überwältigend – beispielsweise im Kindergarten oder in der Schule. Emotionale Ausbrüche sind oft notwendig, um inneren Druck loszuwerden. Starke Konzentrationsfähigkeit wechselt sich mit leichter Ablenkbarkeit ab.
Akzeptanz: Kommentare wie „Stell dich nicht so an" oder „Du bist zu empfindlich" sind verletzend, weil sie direkt auf Aspekte abzielen, die Kinder nicht ändern können. Sie sind wie sie sind. Jedes Kind, auch dein hochsensibles Kinder braucht das Gefühl, dass es genau richtig ist, wie es ist.
Rückzugsräume: Schaffe Orte der Ruhe – zu Hause, im Kindergarten, in der Schule. Höhlen, Zelte oder abgedunkelte Ecken helfen beim Verarbeiten und Integrieren der vielen und manchmal überwältigenden Eindrücke. Auch genügend Zeitpuffer und unverplante Zeit.
Körperwahrnehmung stärken: Bewegung, Sport oder auch Achtsamkeitsübungen fördern ein gutes Körpergefühl und helfen dabei, sich selbst besser zu spüren. Hochsensible Menschen tendieren dazu, "viel im Kopf" zu sein und ihre Körperwahrnehmung nicht einzubeziehen.
Grenzen erkennen und wahren: Unterstütze dein Kind dabei, eigene Grenzen zu erkennen, zu spüren und auch einmal Nein zu sagen – auch in Situationen, in denen soziale Erwartungen da sind.
Komfortzone erweitern: Ermutige dein Kind sanft dazu, Neues auszuprobieren. Mutige Erfahrungen stärken das Selbstvertrauen.
Umgang mit Perfektionismus: Betone kleine Fortschritte und nimm den Druck raus. Fehler sind erlaubt – „gut genug" reicht.
Konflikte als Lernfeld: Konflikte dürfen stattfinden. Sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Chance, sich selbst und andere besser kennenzulernen.
Viele hochsensible Kinder haben auch hochsensible Eltern. Das kann zu tiefem Verständnis, aber auch zu Überidentifikation führen. Achte darauf, die Gefühle deines Kindes nicht zu deinen eigenen zu machen. Abgrenzung ist wichtig – für beide Seiten. Eltern sollten eigene Überforderung erkennen, Pausen einbauen und gut für sich selbst sorgen.
Hochsensibilität wird heute besser verstanden als früher. Schulen und Kindergärten reagieren zunehmend mit Rücksicht und Angeboten. Dennoch brauchen betroffene Familien oft individuelle Lösungen und gute Selbstfürsorge. Informiere dich genau über diese spezielle Persönlichkeitseigenschaft deines Kindes (und vielleicht auch deine?) und werde zum Experten für Hochsensibilität!
Fazit:
Hochsensible Kinder sind keine Problemkinder, sondern tragen eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit in sich. Mit Verständnis, Klarheit, Ruhe und liebevoller Begleitung können sie ihre Stärken entfalten – für ein Leben mit mehr Balance, Selbstvertrauen und innerer Stabilität.
Ein Literaturtipp: Hochsensible Mütter (Brigitte Schorr)– für alle, die sich und ihre Kinder besser verstehen möchten.
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© Mag. Barbara Hüttner