Erst, wenn ich laut werde
Dein Kind reagiert nicht, wenn es kooperieren soll?
Du sagst es freundlich. Du sagst es klar. Du sagst es nochmal. Und dann – wirst du laut. Erst dann reagiert dein Kind. Kommt dir das bekannt vor?
Viele Eltern kennen genau diese Dynamik: Solange sie ruhig bleiben, passiert scheinbar nichts. Erst wenn der Ton schärfer wird, folgt eine Reaktion. Dieses Muster ist frustrierend und kraftraubend – und gleichzeitig verständlich. In diesem Beitrag erfährst du, woran das liegt – und was du tun kannst, um nicht mehr immer wieder in diese Schleife zu geraten.
Kinder sind nicht unhöflich, respektlos oder provokant, wenn sie nicht sofort reagieren. Oft sind sie einfach vertieft, überfordert oder innerlich mit etwas ganz anderem beschäftigt. Sie hören dich – aber sie kommen nicht in Handlung. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil das Umschalten von ihrem inneren Film zur äußeren Anforderung manchmal schwerfällt. Besonders, wenn es häufig Anforderungen sind.
Was dabei zusätzlich ins Spiel kommt: Wenn Eltern immer wieder sagen "Jetzt komm aber!", ohne dass wirklich etwas passiert – lernt das Kind unbewusst: Ich muss erst warten, bis Mama oder Papa es wirklich ernst meinen.
Das Gefühl, nicht gehört zu werden, triggert in vielen von uns tiefe, alte Muster. Vielleicht hast du selbst als Kind oft das Gefühl gehabt, dich nicht mitteilen zu dürfen oder nicht ernst genommen zu werden. Wenn dein Kind heute nicht reagiert, kann das unbewusst dieses alte Ohnmachtsgefühl reaktivieren. Und plötzlich ist da nicht nur die Situation mit deinem Kind – sondern auch deine eigene innere Kindheitserfahrung, die mitredet.
Du bist nicht „zu empfindlich“, wenn dich das ärgert. Du bist einfach ein Mensch mit Geschichte. Und genau deshalb ist es so wichtig, nicht nur auf das Verhalten deines Kindes zu schauen – sondern auch auf dein eigenes Erleben.
Der Ausstieg beginnt nicht beim Kind, sondern bei dir. Das ist keine Schuldzuweisung – sondern eine Ermächtigung. Denn was du selbst beeinflussen kannst, ist deine innere Haltung. Und die Art, wie du mit dir selbst umgehst, wenn du merkst: Ich werde gleich laut.
Hier sind drei erste Schritte, die helfen können:
Erkenne den Moment, bevor es kippt. Achte auf Körpersignale: Spannung, flacher Atem, Stimme wird schärfer. Das ist dein Stopp-Signal.
Benenne innerlich, was gerade passiert. Zum Beispiel: Ich bin angespannt, weil ich mich nicht gehört fühle.
Verändere deine Strategie. Statt Druck zu erhöhen, versuche Verbindung herzustellen. Geh auf Augenhöhe. Berühr dein Kind sanft. Sag: „Ich glaube, du hast es nicht richtig mitbekommen – ich möchte, dass du jetzt bitte…“
Das klingt banal – aber genau hier liegt der Unterschied zwischen Eskalation und Kontakt.
Kinder brauchen Klarheit – ja. Aber vor allem brauchen sie Beziehung. Ein echtes Gegenüber. Wenn sie sich gesehen fühlen, reagieren sie anders. Nicht perfekt, nicht immer, aber deutlich kooperativer.
Das heißt nicht, dass du alles durchgehen lassen musst. Es heißt: Führungsverantwortung übernehmen – ohne Kampfmodus. Du darfst klar sein, und gleichzeitig in Verbindung bleiben. Du darfst auch mal laut werden. Aber du musst es nicht, um gehört zu werden.
In meiner Eltern Lounge begleite ich dich durch deinen Erziehungsalltag. Du bekommst konkrete Werkzeuge an die Hand, wie du souverän und gelassen bleibst – auch dann, wenn dein Kind gerade ganz woanders ist.
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© Mag. Barbara Hüttner