Wenn Eltern explodieren 

Elterliche Wut verstehen und steuern: 

Warum du explodierst und was du tun kannst

 

Im Familienalltag läuft nicht immer alles rund. Du willst gelassen bleiben, freundlich sein, dein Kind liebevoll begleiten, aber plötzlich wirst du laut, ungeduldig, vielleicht sogar ungerecht. Manchmal von 0 auf 100. Elterliche Wut - das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu sein, etwas tun zu müssen. Das kann sehr anstrengend und belastend sein - sowohl für dich als auch für alle in deiner Nähe. Die zentrale Fragen sind hier, wie du besser für dich sorgen kannst, damit du nicht ständig an deine Grenzen kommst und, weshalb du manchmal explodierst und natürlich was du tun kannst, um dich wieder besser zu regulieren.

Elterliche Wut hat Ursachen - und sie liegen oft tiefer

Ein häufiges Muster ist der innere Druckkochtopf. Du hältst aus, du funktionierst, du schaust, dass alles läuft. Vielleicht machst du das schon den ganzen Tag, die ganze Woche. Irgendwann passiert irgendwas, vielleicht nur eine Kleinigkeit, und dann reicht es. Dann platzt du raus. Dann kommt die Wut.
Das hat oft nichts mit dem Kind zu tun, auch wenn es vielleicht gerade etwas gemacht hat. Meistens war einfach schon vorher zu viel los. Du hast zu wenig Pause gemacht, nicht auf deine eigenen Signale gehört, zu oft Ja gesagt, obwohl du Nein meintest.


Ein weiterer Grund ist die Daueranspannung, in der viele Eltern leben. Wenig Schlaf, keine Zeit zum Essen, ständig unter Strom. Wenn die Basisbedürfnisse nicht erfüllt sind, wird die Haut dünn. Dann reicht wenig, und du bist nicht mehr belastbar. Das ist normal und es passiert sehr häufig in Familien - gerade, wenn Kinder noch sehr klein sind. Aber es braucht Aufmerksamkeit.

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Typische Muster, die zum Explodieren führen

Viele Eltern sind sehr kontrolliert unterwegs. Du versuchst, alles im Griff zu haben. Dass das Kind pünktlich im Kindergarten ist, dass der Haushalt läuft, dass die Termine eingehalten werden. Du möchtest deinem Kind jederzeit liebevoll begegnen. Aber sobald etwas nicht so läuft, wie du es brauchst, gerätst du ins Strudeln. Dann versuchst du noch mehr zu kontrollieren. Und wenn das auch nicht hilft, wird es schnell eng.
Dann kommt ein kleiner Chaosmensch, wirft etwas um, vergisst etwas, macht Lärm. Und du spürst: Ich habe die Kontrolle verloren. Und genau das triggert Wut.
Ebenso kann es sein (passiert sogar sehr häufig), dass du an etwas in dir erinnert wirst. Dein Kind zeigt eine Emotion, die du z.B. selbst früher nicht zeigen durftest. Vielleicht Wut, Angst, Traurigkeit. Und plötzlich wirst du in eine alte Kindheitsszene zurückgeworfen. Du fühlst dich wie damals. Klein, ohnmächtig, allein. Und reagierst wie damals. Nur heute bist du erwachsen. Du hast andere Möglichkeiten. Und die darfst du dir ganz aktiv bewusst machen.
Eine weitere direkte Folge unserer bisherigen Erlebnisse sind unsere inneren Antreiber. Viele von uns kennen z.B. die Perfektionistin. Die Stimme, die sagt: „Ich darf keine Fehler machen. Ich muss das schaffen. Ich muss alles richtig machen“. Oder den inneren Kritiker: „Das reicht nicht“, „Das ist nicht gut genug“. Diese Anteile haben uns in unserer Kindheit geholfen. Sie waren einmal wichtig. Aber heute führen sie oft dazu, dass sie uns völlig überfordern.

Verantwortung übernehmen

Dein Kind ist nicht schuld. Es ist vielleicht der Auslöser. Aber die Ursache liegt in dir. Das heißt nicht, dass du alles hinnehmen musst. Du darfst sehr wohl auf Grenzen achten. Du darfst sagen, was du brauchst. Du darfst sagen, dass es gerade zu laut ist oder dass du eine Pause brauchst.
Aber du solltest nicht sagen: Wegen dir bin ich so wütend. Hättest du dich beeilt, wäre ich nicht laut geworden. Das ist nicht fair. Und es macht etwas mit deinem Kind. Es übernimmt Verantwortung für deine Gefühle. Vielleicht hast du das selbst als Kind erlebt. Vielleicht hast du dich immer bemüht, brav zu sein, damit deine Eltern nicht ausflippen. Das soll dein Kind nicht lernen müssen.
Sprich in Ich-Botschaften. Sag, wie es dir geht. Sag, was du brauchst. So lernt dein Kind, dass Gefühle ok sind. Und, dass man Verantwortung übernimmt für sich selbst.

Selbstregulation ist der Schlüssel

Eltern explodieren meist dann, wenn ihnen alles zu viel wird. Wenn du dann selbst nicht mehr reguliert bist, kannst du auch dein Kind nicht begleiten. Co-Regulation funktionier nicht, wenn du selbst im roten Bereich bist.
Das Ampelmodell hilft dir dabei, dich besser einzuordnen:

🟢   Im grünen Bereich ist alles gut. Du bist verbunden, präsent, gelassen.


🟡   Im gelben Bereich wird es schon eng. Du wirst nervös, unruhig, angespannt.


🟠   Im orangen Bereich geht fast nichts mehr. Du bist überfordert, gereizt, kurz vorm Ausrasten.


🔴   Im roten Bereich ist die Eskalation. Du bist im Stressmuster: Angriff, Flucht oder Erstarrung.


Wichtig ist, dass du möglichst früh erkennst, wo du gerade stehst. Und dann gegensteuerst. Was hilft dir? Ein Glas Wasser? Ein tiefer Atemzug? Den Blick woanders hinlenken? Hände reiben? Kaltes Wasser übers Gesicht? Finde deine eigene Notbremse. Und übe sie. Nicht erst im roten Bereich.


Der innere Bus - wer sitzt am Steuer?


Stell dir vor, du bist ein Bus. In dir sitzen viele Anteile. Ein Kritiker, eine Perfektionistin, ein verletztes Kind, ein Harmoniebedürftiger. Alle sind Teil von dir. Alle haben ihre Geschichte. Aber nur einer sollte das Steuer in der Hand haben: dein erwachsenes Ich.
Die anderen dürfen da sein. Du darfst sie wahrnehmen. Du darfst sagen: Ich sehe dich. Danke für deinen Hinweis. Aber ich fahre jetzt. Ich bin erwachsen. Ich schaffe das.
Diese Arbeit mit den inneren Anteilen ist liebevoll. Nicht abwertend. Alle diese Anteile haben dir früher einmal wirklich geholfen. Heute bist du erwachsen und kannst auf andere Strategien zurückgreifen.

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Fazit:

Du musst nicht perfekt sein. Kein Kind braucht perfekte Eltern. Aber du darfst echt sein. Mit all deinen Gefühlen. Solange du bei dir bleibst. Solange du Verantwortung übernimmst. Solange du dein Kind nicht angreifst.
Wenn du merkst, es ist zu viel, hol dir Unterstützung. Du musst das nicht alleine schaffen.


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alt:"Eltern- und Familiencoach Barbara Hüttner" title:"Ich unterstütze dich gerne"

© Mag. Barbara Hüttner